Nach insgesamt 41 Jahren im Schuldienst verabschiedet sich Werner Winderl, Rektor der Doktor-Eisenbarth-Mittelschule in Oberviechtach, in den Ruhestand. Was waren die größten Herausforderungen? Oberpfalz-Medien fragt nach.

Mit dem letzten Schultag am 31. Juli beginnt für Rektor Werner Winderl nach einem halben Jahr Verlängerung der Ruhestand. „Ich wollte nicht unterm Schuljahr aufhören“, erklärt der 67-Jährige im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Der Rückblick auf 41 Jahre Schuldienst fällt sehr gut aus: „Lehrer war mein Wunschberuf und es hat sich als richtig herausgestellt. Denn ich habe mich immer wohlgefühlt.“ Mit viel Engagement hat er die Doktor-Eisenbarth-Mittelschule viele Jahre lang maßgeblich geprägt. Der Abschied vom rund 40-köpfigen Kollegium und den 317 Schülern in 14 Klassen wird bei der Abschlussfeier am 30. Juli stattfinden.
Werner Winderl wohnt in Fronhof bei Altendorf und ist in Pettendorf (Stadt Neunburg vorm Wald) aufgewachsen. „Ich war gerne Schüler und Student“ blickt er an seine Jugendzeit zurück. 2006 kam er als Lehrer an die Doktor-Eisenbarth-Schule (DESO) nach Oberviechtach, war dort bereits ab 2007 Konrektor und übernahm 2016 als Nachfolger von Rudolf Teplitzky die Leitung der Mittelschule. Damit hatte er im Schuljahr 2015/16 auch die letzte Klassenleitung inne, meistens war es die 9./10. Jahrgangsstufe.
„Das Ganze am Laufen zu halten, mit möglichst wenig Irritationen.“ So beschreibt Werner Winderl die Anforderungen an einen Schulleiter. Das ist ihm gelungen. Als Rektor war er für vieles zuständig, war Ansprechpartner fürs Schulamt, für Eltern, Schüler und Lehrer. „Das neue Schuljahr wird seit April geplant, die Klassen stehen fest“, betont Werner Winderl. Doch heuer muss er sich in der ersten Ferienwoche nicht mit der Lehrerzuteilung beschäftigen, muss nicht Anfang September die Stundenpläne erstellen und die Dienstkonferenz vorbereiten.
Als Rektor hat Werner Winderl die letzten Jahre noch neun Unterrichtsstunden pro Woche übernommen, überwiegend waren das Ethik, Musik und Sport. Aber auch Fächer zur Differenzierung: „Wir sind Ganztagsschule und seit 2017/18 auch Inklusionsschule und bekommen Stunden für die besondere Förderung.“ Zehn bis 15 Prozent der Schüler haben einen erhöhten oder sonderpädagogischen Förderbedarf. Auch mit einer gebundenen Ganztagsklasse, durchgehend in jeder Jahrgangsstufe plus einer offenen Ganztagsschule, hebt sich die Doktor-Eisenbarth-Mittelschule ab.
Schulen setzen immer mehr auf Projektarbeit, um den Schülern zu ermöglichen, praxisorientiert zu lernen und Teamarbeit zu üben. Für Werner Winderl war dabei immer die Nachhaltigkeit wichtig und nicht der „Knalleffekt“. Deshalb freut er sich, dass die Zusammenarbeit mit den Naab-Werkstätten Oberviechtach seit über 20 Jahren gut läuft. Ebenso erfolgreich wird der Kontakt mit der tschechischen Partnerschule in Poběžovice gelebt, dazu gibt es Tschechisch-Unterricht in einer Ganztagsklasse. Winderl erwähnt auch die Teilnahme von vier Mannschaften am Bodensee-Schulcup 2025 in Leichtathletik und Erfolge beim Börsen-Planspiel.
Was waren die größten Herausforderungen in über vier Jahrzehnten? „Das Pandemiegeschehen war einschneidend. Und ich musste ganz besonders darüber staunen, dass der Schulbesuch über Monate hinweg nicht möglich ist.“ Homeschooling habe alle Beteiligten gefordert, „obwohl wir gut darauf vorbereitet waren“. Aktuell sei die Oberviechtacher Mittelschule beim großen Thema „Digitalisierung“ aufgrund des Förderprogramms „Digitale Schule der Zukunft“ ganz gut dabei: Ab 2025/26 werden es vier Jahrgangsstufen sein, die komplett mit Tablets ausgestattet sind.
Im Hinblick auf einen Unterricht ohne Hefte und Bücher werde laut Winderl allerdings zurückgerudert. Denn die Aufmerksamkeitsspanne im digitalen Verfahren sei sehr kurz. „Bei uns an der Schule kommen die Tablets nur zum Einsatz, wenn es einen Mehrwert gibt, wie für Recherchen.“ Verändert haben sich laut Werner Winderl auch die gesellschaftlichen Strukturen. „Sie sind herausfordernder auch für den Schulalltag geworden. Viele leben in ihrer Blase und hängen sich an Theorien, die als Wahrheit hingenommen werden.“
Der letzte Schultag rückt näher. „Es war eine schöne Zeit“, sagt Winderl und erwähnt die Unterstützung, die er in Oberviechtach von allen Seiten erfahren habe. Außerdem mache es ihm Freude zu sehen, dass aus den Schülern „was geworden ist“. Vor allem die zehnte Klasse mit Mittlerer Reife ziehe bei Firmen und Behörden. Ein Erfolgsfaktor sei dabei auch die eigene Ausbildungsmesse an der Schule, die heuer zum zehnten Mal stattgefunden hat.
Nicht ganz glücklich ist der scheidende Rektor der Mittelschule damit, dass es für seine Nachfolge eine Übergangslösung gibt. Wie Schulamtsdirektor Johann Hilburger auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien bestätigt, wird Friederike Bösl im Schuljahr 2025/26 nicht nur die Grundschule Oberviechtach, sondern zusätzlich auch die Doktor-Eisenbarth-Mittelschule leiten. „Das Ziel ist aber eine Wiederbesetzung.“
Für Werner Winderl bricht am 1. August dagegen ein neuer Lebensabschnitt an. Der Schulbetrieb wird ihm zwar ein wenig fehlen, doch die nächsten Monate sind gut gefüllt: Mehr Zeit für den Hausbau der Tochter, für Enkel Max, für Bücher und auch den SV Schwarzhofen. „Und eventuell gibt es mal eine Reise nach Memphis, dort wo die Urgesteine von Rock ’n‘ Roll und Blues zu Hause waren.“ Schließlich war Musik neben Deutsch und Englisch das Lieblingsfach beim Wunschberuf Lehrer.
Leitung der Grund- und Mittelschulen 2025/26:
- Doktor-Eisenbarth-Schule Oberviechtach: Friederike Bösl (Grund- und Mittelschule)
- Grundschule Teunz: Julia Stiegler (vorher: Josef-Voit-Grundschule Freihung)
- Grundschule Dieterskirchen: Lothar Drachsler
- Grundschule Winklarn: Wird mitgeleitet durch die Grundschule Dieterskirchen (Lothar Drachsler)
- Grundschule Niedermurach: Ortrud Sperl (bis Juli 2026)
- Grundschule Schönsee: Thomas Troidl
Text und Foto: Gertraud Portner (in: Der neue Tag, 26.07.2025)